25 Nachfahren der Familie Feist besuchen Stolpersteinverlegung für Dr. Erna Rüppel

Am 14. August 2018 wird um 11 Uhr an der Augustastr. 10 ein Stolperstein für Dr. Erna Rüppel verlegt. Die bekannte Kinderärztin lebte und arbeitete hier vor und nach dem Krieg. An der Verlegung werden auch 25 Nachfahren der Familie Feist teilnehmen, die aus Schweden, Portugal, Deutschland, den USA und Israel nach Solingen kommen, um die Stadt kennenzulernen, in der ihre Eltern und Großeltern aufwuchsen. Auch Erna Rüppels Mutter war eine geborene Feist.

Zusammen mit ihrem Mann Hans baute Erna Rüppel 1932/33 an der Augustastraße 10 ein Wohnhaus mit zwei Praxen für sich und ihren Mann, der als Internist praktizierte. Als der Kinderärztin aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Arbeitserlaubnis entzogen wurde, ließ sie sich das Heft des Handelns trotzdem nicht aus den Händen nehmen. Um die Existenz ihrer Mutter und ihrer gelähmten Schwester, die auf die materielle Hilfe Dr. Hans Rüppels angewiesen waren, zu sichern, gab sie 1935 ihre Praxis auf und willigte nach dem Pogrom 1938 pro forma in die Scheidung ein.

Nach dem Entzug ihrer Approbation wurde sie 1940 Krankenbehandlerin am Israelitischen Asyl in Köln. Als ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand, tauchte sie Mitte 1942 unter und überlebte mit Hilfe ihres Ehemannes, ihrer Freunde, vor allem aber aus eigener Willenskraft.

Dr. Horst Sassin schrieb ihre Geschichte „Überleben im Untergrund“ im Jahresheft Nr. 26 „Die Heimat“ 2010/11 des Bergischen Geschichtsvereins auf.

Für die Familie Feist steht ein umfangreiches Besuchsprogramm an, das Dr. Horst Sassin und Michael Sandmöller organisiert haben. Führungen im Deutschen Klingenmuseum, im Industriemuseum, im Stadtarchiv, bei einem Stahlwarenunternehmen und im Zentrum für Verfolgte Künste sind ebenso geplant wie Besuche an den Orten der Familiengeschichte: das Omega-Werk, die frühere Synagoge, das Gymnasium Schwertstraße und der jüdische Friedhof am Estherweg, wo 15 ihrer Vorfahren begraben sind.

Über die Geschichte der Unternehmerfamilie Feist schrieb Willi Kulke, „Wir waren eine angesehene Familie“. Der Beitrag ist in in der Schriftenreihe des Fördervereins des Industriemuseum Solingen e.V. erschienen und dort erhältlich.

Grabsteine der Familie Feist auf dem jüdischen Friedhof am Estherweg. Fotos: Daniela Tobias