Solinger Ratsherren putzten anlässlich des Weltkriegs-Gedenktages in Solingens Partnerstadt Gouda Stolpersteine in Gedenken an ermordete jüdische Mitbürger.

Sie wollten ein Zeichen setzen, gerade in diesen Zeiten. Als vor Monaten bei einem Besuch einer Ratsdelegation aus Solingens Partnerstadt Gouda bekannt wurde, dass in Gouda allein 388 Stolpersteine und damit mehr als doppelt so viele wie in Solingen liegen würden, kam der Vorschlag schnell. „Wir boten an, am 4. Mai, dem Gedenktag für Naziopfer in den Niederlanden, Stolpersteine in Gouda zu putzen“, so Uli Preuss, Sprecher der SPD im Sozialausschuss. Max de Groot, Fraktionsvorsitzender der PvdA, nahm damals das Angebot an und lud die Solinger Kommunalpolitiker ein. Am vergangenen Sonntag kamen Uli Preuss und Achim Fritsche zusammen mit ihren Frauen der Einladung nach und putzen zusammen mit Max de Groot und der niederländischen Ratsfrau Sophie Heesen in zwei Stunden zahlreiche Stolpersteine. Eine Geste, die am Abend beim Festakt in Gedenken an 388 verstorbene Goudaer Bürger jüdischen Glaubens nicht ohne Erwähnung blieb. Bürgermeister Pieter Verhoeve in seiner Rede: „Wir danken unseren Freunden aus unserer Partnerstadt Solingen, die heute auf Knien Stolpersteine in unserer Stadt putzten und uns so ihren Respekt erwiesen haben“.
Das Gedenken an Opfer des Naziregimes hat in den Niederlanden einen hohen Rang. So steht am Abend des 4. Mai das ganze Land still. wie auch in Gouda, wo um 20 Uhr zwei Minuten lang kein Ton zu hören war. Die Geste, Steine zu putzen, kann im kommenden Jahr, so die Politiker aus Gouda, gerne wiederholt werden. Die Einladung dazu gibt es bereits.
Dass in Gouda deutlich mehr Stolpersteine zu finden sind, hat einen einleuchtenden Grund. Viele deutsche Bürger jüdischen Glaubens flüchteten in den 1930er Jahre in die Niederlande, bevor sie auch dort Opfer der Verfolgung wurden. Von den etwa 140.000 Juden in den Niederlanden wurden während der Besatzungszeit 107.000 deportiert, lediglich 5.200 von ihnen kehrten anschließend lebend zurück.