Elf jüdische Männer wurden am 17. November 1938 aus Solingen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo sie wochenlang, einige gar monatelang, festgehalten, gedemütigt und gepeinigt wurden. Sie sollten zur Auswanderung gezwungen werden, freilich nicht ohne ihr Hab und Gut zurückzulassen, damit die „deutschen Volksgenossen“ davon profitieren könnten.
Am Morgen des 20. Juni steigen 22 Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule in München aus dem Fernbus. Nach einer kurzen Katzenwäsche und Frühstück to-go am Hauptbahnhof geht es mit der U-Bahn raus zur JVA Stadelheim. Ein riesiges Areal aus alten und neuen Gebäuden, Wachtürmen, Stacheldraht, nur wenige vergitterte Fenster. Wir müssen durch eine Baustelle zur Anmeldung. Dann stehen wir plötzlich in einem kleinen grauen Innenhof, der an den Hinrichtungsort der Geschwister Scholl und Christoph Probst erinnern soll. Ein Betonblock trägt die Inschrift „Den Opfern der Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945.“ Ob das der genaue Hinrichtungsort…? Nein, sagt ein begleitender Wachbeamter, das sei nur ein Gedenkort, nicht original.
Die drei Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ waren die ersten, die am 22. Februar 1943 im Gefängnis Stadelheim umgebracht wurden. Sie hatten an der Uni München Flugblätter gegen das Hitler-Regime verteilt und wurden innerhalb weniger Tage wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. „Es lebe die Freiheit!“ soll Hans Scholl gerufen haben, bevor er enthauptet wurde. Still und in Gedanken versunken laufen die Jugendlichen anschließend über den Friedhof am Perlacher Forst, der direkt an das Gefängnis anschließt. Hohe alte Bäume rauschen im leichten Wind, die Sonne scheint. Ein friedliches Bild. Hier liegen die Gräber der Hingerichteten.