Am 26. September packte die Antirassismus-AG des Berufskollegs an der Beethovenstraße Tüten mit Zahnpasta, Bürsten, Schwämmen und Wasser und machte sich in kleinen Gruppen auf den Weg, neun Stolpersteine vom Mangenberg bis Katternberg zu säubern. Referendarin Bianca Klein hatte das Thema in der vorherigen Stunde eingeführt. Für Projektleiter Dennis Mühlsiegl und Dieter Nelles traf sich das Putzen gut mit der geplanten Exkursion zur Gedenkstätte der Emslandlager, wo auch einige Solinger Widerständler als „Moorsoldaten“ inhaftiert waren.
Es ist der 118. Stolperstein in Solingen: am 14. August 2018 wurde er an der Augustastraße 10 für die Kinderärztin Dr. Erna Rüppel verlegt. Vor der ehemaligen Praxis wurde es an dem Morgen eng auf dem Bürgersteig, denn 25 Angehörige der Familie Feist waren aus aller Welt und zahlreiche ehemalige Patienten aus Solingen gekommen, um an die beliebte Medizinerin zu erinnern, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt worden war.
Dr. Horst Sassin, der zusammen mit Michael Sandmöller das Besuchsprogramm für die Familie Feist organisiert hatte, schrieb die Geschichte von Erna Rüppel 2010 in dem Artikel „Überleben im Untergrund“ für den Bergischen Geschichtsverein auf. Hanna Feist-Weichselblatt, deren Vater ein Cousin der Kinderärztin war, erinnerte sich an einen Besuch bei ihrer Familie in Stockholm, bei der Dr. Rüppel von ihren Erlebnissen erzählte. Sie bewunderte sie für ihre Kraft und ihren Mut. Solinger, die in der Kindheit von ihr behandelt wurden, glauben, dass sie in ihrem Beruf das ein oder andere Leben gerettet hat. Auch ihre besondere Menschlichkeit blieb in Erinnerung.