Stolperstein-App des WDR geht online

Graphicstory zu Dr. Eduard Schott. Quelle: Greta von Richthofen/WDR unter Creative Commons Lizenz CC BY_NC-ND 4.0 DE

Am 21. Januar 2022 ging die NRW-weite Stolperstein-App des WDR online. Mehr als 15.000 Steine sind in der Datenbank erfasst. Der Check der Basisdaten für die Solinger Stolpersteine wurde im vergangenen Jahr vom Unterstützerkreis Stolpersteine für Solingen übernommen. Dabei wurden von uns auch die Links zu den recherchierten Biographien des Stadtarchivs und des Max-Leven-Zentrums eingepflegt. Diese Links sind derzeit noch nicht zu allen Steinen verfügbar, ebenso fehlen noch Fotos.

Der Schwerpunkt der WDR-App und Webseite liegt auf eigens produzierten Inhalten wie Audio- und Graphicstories, die größtenteils auf den Recherchen von Armin Schulte und anderen Solinger Forscher:innen basieren, die 2020 in dem Band „Stolpersteine in Solingen. Schicksale 1933-1945“ vom Stadtarchiv veröffentlicht wurden. So gibt es für Solingen vier Audiostories zu Harry Bell Mills, Dr. Emil Kronenberg, Ilse Shindel und Albert Müller und vier Graphicstories zu Paul Happe, Dr. Eduard Schott, Dr. Erna Rüppel und Dr. Fritz Wieter. Darüber hinaus hat der WDR vier Stolpersteintouren in Ohligs und in der Innenstadt zusammengestellt, die jeweils unterschiedliche Verfolgungsschicksale abbilden und verbinden. Für Lehrer:innen gibt es pädagogisches Begleitmaterial für den Unterricht. Über die App haben Nutzer:innen die Möglichkeit mit Hilfe von Augmented Reality neben den Stolpersteinen virtuelle Kerzen abzustellen.

Die Inhalte und Funktionen der Webseite und der App will der WDR weiter ausbauen. Das Projekt wurde zusammen mit der Stiftung von Gunter Demnig und in Kooperation mit mehr als 200 nordrhein-westfälischen Kommunen, Initiativen und Aktionsbündnissen entwickelt.

stolpersteine.wdr.de

Solinger spenden 70 Stolpersteinbücher an engagierte Jugendliche

Uli Preuss verteilte am Mittwoch Stolpersteinbücher am Schulzentrum Vogelsang. Foto: Daniela Tobias

Als am 27. Januar das Stadtarchiv Solingen die Dokumentation über die Solinger Stolpersteine veröffentlichte hatte der Journalist Uli Preuss auf seiner Reise im fernen Kambodscha spontan eine Idee: Was wäre, wenn genau die Schülerinnen und Schüler weiter motiviert würden, die sich bereits in Arbeitsgruppen mit dem Nationalsozialismus beschäftigen und sich gegen Rassismus und Diskriminierung engagieren? Was wäre, wenn man diesen Jugendlichen eine Ausgabe der Dokumentation von 150 Solinger Schicksalen kostenlos zukommen lassen könnte?

Ein Aufruf erging über Facebook. Vor zwei Wochen dann das Ergebnis: fast 70 Bücherspenden waren zusammengekommen! Solinger spendeten sogar aus Brandenburg und München. Manche finanzierten ein Buch, andere wie der Verein „FÜReinander“ gaben gleich mehrfach. Der Stückpreis liegt immerhin bei knapp 25 Euro.

Das Buch mit den 150 Schicksalen ist vor allem durch den Abdruck zahlreicher Dokumente und Fotos interessant. Foto: Daniela Tobias

Die über 300 Seiten schweren Bände wurden im inhabergeführten örtlichen Buchhandel bestellt und dann an Projektgruppen verteilt wie die „Weiße Rose-AG“ der Geschwister-Scholl-Schule, an den Arbeitskreis „Jüdischer Friedhof“ der Alexander-Coppel-Gesamtschule oder die Israel-AG am Humboldtgymnasium.

Gestern verteilte Initiator Uli Preuss Stolpersteinbücher am Schulzentrum Vogelsang an die Mutmacher-AG und Jugendliche, die sich in einer Projektwoche mit dem Solinger Widerstandskämpfer und Künstler Ernst Walsken beschäftigt hatten. Am Samstag werden die letzten fünf Nachschlagewerke über die Schicksale von Solingern, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, im Naturfreundehaus Holzerbachtal verteilt. Dort ist ebenfalls eine engagierte Jugendgruppe tätig.

Dokumentation „Man soll mich nicht vergessen“

Ein Satz des Solingers Arthur Deichmann, gerichtet an seine Familie, am Tag bevor er im September 1944 von den Nationalsozialisten in Bremen hingerichtet wurde, steht als Titel über der Dokumentation zu den Solinger Stolpersteinen. 150 Schicksale von Verfolgung und Mord während der NS-Zeit hat Armin Schulte darin im Auftrag des Solinger Stadtarchivs zusammengestellt.

Neben den 123 bereits verlegten Stolpersteinen sind auch Biographien von Menschen beschrieben, deren letzter freiwilliger Wohnort nicht in Solingen lag oder die überlebten, so dass ihre Geschichte nicht die Kriterien für eine Stolpersteinverlegung erfüllten. Die Texte sind durch Fotos und eine Vielzahl von historischen Quellen und Dokumenten angereichert. Sie erzählen von Solingerinnen und Solingern, die aus den unterschiedlichsten Gründen Widerstand leisteten, die ihrer Partei oder Religion treu blieben und deren Glaube an Freiheit und Menschlichkeit ungebrochen war. Von Menschen, die als Juden, Sinti und Roma oder als „minderwertiges Leben“ entrechtet und verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt, zwangssterilisiert oder vertrieben und schließlich in Tötungsanstalten und Vernichtungslagern umgebracht wurden.

Der Band ist im Bergischen Verlag Remscheid erschienen und wird im Stadtarchiv sowie im Buchhandel für 24,95 Euro angeboten, ISBN 978-3-945763-87-2.

Die Veröffentlichung am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus markiert den Start des Stadtarchivs Solingen für den Aufbau der Bildungs- und Gedenkstätte im Neubau der Stadtsparkasse Solingen an der Max-Leven-Gasse.

Die nächste Stolpersteinverlegung ist bereits geplant: Voraussichtlich im Oktober 2020 werden an der Katternberger und der Kölner Straße Steine für die jüdischen Familien Siegfried und Alfred Feist gesetzt werden. An der Verlegung werden auch Nachfahren teilnehmen.

 

Aspekte von Widerstand und Verfolgung in Solingen seit 1933

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung am 30. Januar 1933 begann unmittelbar die Ausschaltung der politischen Gegner auf nationaler wie lokaler Ebene. Während bürgerliche Organisationen zum Teil mitmachten oder zumindest geduldet wurden, wurde die Arbeiterbewegung massiv verfolgt, die ersten Konzentrationslager entstanden, häufig mitten in Wohngebieten.

Wie sich diese Konstellation auf die Entwicklung von Widerstand und Verfolgung in Solingen auswirkte, erläutert der Solinger Historiker Dr. Horst Sassin in seinem Vortrag.

Donnerstag, 21. November 2019, 18:30 Uhr
Forum/Raum 322 der Berg. VHS, Mummstr. 10, 42651 Solingen

Eintritt frei

Diskussion „Antisemitismus – geht jeden an“

Eine Podiumsdiskussion unter der Moderation der Philosophin Dr. Uta D. Rose, mit  Dr. Ilka Werner (Superintendentin Ev. Kirchenkreis Solingen), Irina Agyeman (Rent-a-Jew) und Dr. Horst Sassin (Historiker)

Donnerstag, 14. November 2019 | 19 Uhr
Forum/Raum 322 | Bergische VHS | Mummstr. 10 | SG-Mitte

Was ist Antisemitismus?
Erkennen Sie Antisemitismus im Alltag?
Wissen Sie, wie Sie reagieren könnten?

Antisemitismus hat zugenommen, in Quantität und Qualität. Er kommt aus allen Bereichen, von rechts, aus der Mitte, es gibt den muslimischen Antisemitismus. Die einen klagen über die „Keule“ des Antisemitismus-Vorwurfs, andere meinen, es fehle ein grundlegendes Verständnis davon, was Antisemitismus eigentlich meint.

Was also ist Antisemitismus?
Wo fängt er an, wo hört er auf?
Was weiß ich darüber?
Was weiß ich von jüdischem Leben in Deutschland?

Die Veranstaltung bietet Gelegenheit, Fragen zu stellen, Informationen zu geben und zu erhalten, von eigenen Erfahrungen zu berichten und Handlungsansätze zu diskutieren.

Die Gäste auf dem Podium möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen:

  • Dr. Ilka Werner, Superintendentin Ev. Kirchenkreis Solingen
  • Irina Agyeman, Rent-a-Jew
  • Dr. Horst Sassin, Historiker

Moderation: Dr. Uta D. Rose, Philosophin

Der Eintritt ist frei.

Ansprechpartner
Dr. Heinz-Werner Würzler | Fon 0212 290 – 3265
Mummstraße 10 | 42651 Solingen
heinz-werner.wuerzler@bergische-vhs.de

Führung Jüdischer Friedhof 19. Mai 2019

Simone Sassin, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Jüdischer Friedhof an der Alexander-Coppel-Gesamtschule und ihr Vorgänger Michael Sandmöller laden zur Führung über den jüdischen Friedhof ein.

Treffpunt ist am Sonntag, den 19. Mai 2019 um 11.00 Uhr vor dem Friedhofstor am Estherweg.

Eine Anmeldung ist nicht erfoderlich. Männliche Besucher werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.

Der jüdische Friedhof ist einer von ca. 2400 jüdischen Begräbnisstätten in Deutschland. Heute dient er als Quelle der Kultur-, Sozial- und Religionsgeschichte Solingens und der bergischen jüdischen Gemeinde mit Sitz in Wuppertal. Durch seine Nutzung als lokale Geschichtsquelle hat er sich zu einem Lernort entwickelt, der sich mittlerweile auch im öffentlichen Bewusstsein einen Platz geschaffen hat.

Der jüdische Friedhof in Solingen wird bereits 1718 erwähnt. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1820. Die letzte Beerdigung fand im Jahre 1941 statt. Nach der Zerstörung der Synagoge 1938 in der Pogromnacht ist der Friedhof das einzige und letzte öffentlich sichtbare Zeugnis jüdischer Religion und Kultur in Solingen.

Die Umrisse der ebenfalls in der Pogromnacht zerstörten Friedhofskapelle sind durch Steine sichtbar gemacht worden. Max Leven, dessen Grab die AG ausfindig gemacht hat, liegt ebenfalls auf dem jüdischen Friedhof begraben.