Am 26. September packte die Antirassismus-AG des Berufskollegs an der Beethovenstraße Tüten mit Zahnpasta, Bürsten, Schwämmen und Wasser und machte sich in kleinen Gruppen auf den Weg, neun Stolpersteine vom Mangenberg bis Katternberg zu säubern. Referendarin Bianca Klein hatte das Thema in der vorherigen Stunde eingeführt. Für Projektleiter Dennis Mühlsiegl und Dieter Nelles traf sich das Putzen gut mit der geplanten Exkursion zur Gedenkstätte der Emslandlager, wo auch einige Solinger Widerständler als „Moorsoldaten“ inhaftiert waren.
Zu ihnen zählt Paul Happe, der einer kommunistischen Gruppe angehörte, die im Frühjahr 1938 verhaftet und wegen Hochverrats verurteilt wurde. Happe erlitt während seiner Lagerhaft schwere Folter. Geschwächt von einer nicht behandelten Rippenfellentzündung und daraus resultierender Tuberkulose wurde er im März 1941 entlassen und zurück nach Solingen geschickt, wo er am 5. Januar 1942 verstarb. Auch Paul de Groote verbrachte mehrere Monate in den Konzentrationslagern Börgermoor und Esterwegen. Nach seiner Entlassung wurde er einem Strafbatallion zugewiesen, das zuletzt in Kroatien stationiert war. Dort fiel er unter ungeklärten Umständen am 22. Januar 1945.
Unter den neun Steinen, die die Jugendlichen an dem Nachmittag säubern, erinnert keiner an jüdische Opfer. Sie zeigen jedoch die Bandbreite der Gründe, warum Menschen ins Visier der Nationalsozialisten kommen konnten: Erich Hammesfahr wurde als Zeuge Jehovas im KZ Sachsenhausen ermordet, Heinrich Bipper fiel der Euthanasie zum Opfer und Ernst Hartkopf wurde als „arbeitsscheu“ diffamiert und kam im KZ Dachau ums Leben. Das Schicksal von Werner Kolb konnte erst 1997 geklärt werden. Der jahrzehntelang als vermisst geltende Marine-Soldat geriet wegen andauernder Gehorsamsverweigerung in die Hände der Gestapo und starb am 22. Mai 1942 in einem Lazarett des KZ Stutthof an Entkräftung.
Das Solinger Tageblatt zog am 26. September 2018 nach einem Jahr eine erste Bilanz des Projekts anläßlich des Putzeinsatzes der Antirassismus-AG: „Solinger Schüler putzen Stolpersteine“