Kurz vor den Sommerferien haben auch die Schüler des Gymnasiums Schwertstraße „ihre“ Stolpersteine poliert. Zwei Grundkurse Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 unter Leitung von Daniel Rahn waren dazu in der Innenstadt unterwegs. „Jetzt wissen wir, wie lange man braucht, wo die Steine sind und wie sie am besten gereinigt werden“, so der Pädagoge. Im nächsten Jahr ist geplant, dass die neunte Jahrgangsstufe im Rahmen ihres Geschichtsunterrichts mit dem Themenschwerpunkt Nationalsozialismus die Reinigung übernimmt.
Den ersten Stein fanden die Schüler direkt vor dem Haupteingang des Gymnasiums. 2005 wurde hier für Gerd Adolf Friedberger ein Stolperstein verlegt. Er besuchte das Gymnasium bis 1938, als alle jüdischen Kinder gezwungen wurden die allgemeinen Schulen zu verlassen. Die Schüler-AG Bunker/Synagoge hatte zuvor seinen Lebensweg recherchiert. Obwohl er sich auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete, deportierte man ihn 1941 zusammen mit seinen Eltern nach Lodz. Die Familie wurde Anfang Mai 1942 in Chelmno ermordet.
Für die Familie Leven liegen an der Elisenstraße vier Stolpersteine. Mutter Helene und Tochter Grete wurden aus den Niederlanden nach Auschwitz und Sobibor deportiert und ermordet. Gretes Zwillingsschwester Wilma, studierte Klavierlehrerin, ließ sich 1939 in Elberfeld zur Krankenschwester ausbilden und übte diesen Beruf auch während ihres Aufenthalts im Ghetto Theresienstadt aus. Sie überlebte und emigrierte nach dem Krieg in die Schweiz. Der kleineren Schwester Ilse gelang 1939 die Flucht nach England. 1988 kam sie durch die Arbeit der AG Jüdischer Friedhof der Gesamtschule Solingen wieder in Kontakt mit ihrer Heimatstadt.
Paul Plömacher ist einer der wenigen aus der großen Gruppe der als „asozial“ diffamierten Menschen, für die in Solingen ein Stolperstein verlegt wurde. Schon 1935 wurde er entmündigt. Er wurde mehrfach in Köln-Brauweiler in eine Arbeitsanstalt eingewiesen. Im September 1941 nahm man ihn fest, weil er im betrunkenen Zustand von einem Auto angefahren wurde. Kaum einen Monat später kam er im KZ Sachsenhausen ums Leben. Seine Witwe hatte nach dem Krieg keine Aussicht auf Entschädigung, da seine Verfolgung durch das Regime nicht als solche anerkannt wurde.