Gymnasium Vogelsang gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Fotos: Daniela Tobias

Am 24. Juni 2019 macht sich die Klasse 9a vom Gymnasium Vogelsang schon früh Morgens auf den Weg zur Hasseldelle. Am Erbenhäuschen 88 ist der erste Stopp der Klasse von Tim Lattmann. Lena und Pia packen Zahnpasta, Spülschwamm und Wasserflasche aus, um den Stolperstein von Josef Becker wieder zum Glänzen zu bringen. Es erfordert einigen Einsatz von den beiden Schülerinnen, um die dunkle Patina wegzuschrubben. Aber am Ende ist die Inschrift, die an das Leben und den gewaltsamen Tod des Widerstandskämpfers erinnern wieder gut lesbar. Ein Schüler legt eine Hortensienblüte neben den Stein. Dann tragen die Jugendlichen ihre Gedanken zum Schicksal von Josef Becker vor: „Ich finde es bewundernswert, dass du trotz der schweren Zeit du selbst geblieben bist und versucht hast, mit Hilfe von Flugblättern über den Nationalsozialismus aufzuklären.“ – „Ich denke auch an deine hinterbliebene Frau und deinen Sohn, die noch nicht einmal zu deiner Beerdigung gehen durften.“

Was Becker wegen seines mutigen Einsatzes gegen das Hitler-Regime erdulden musste, bewegt die Schüler. Am 21. Mai 1937 von der Gestapo zu Tode gefoltert, durften Frau und Kind nicht an der Beerdigung teilnehmen. Vielmehr erzählte man ihnen noch, er habe Selbstmord begangen.

Die Form des Gedenkens haben sich die Schüler selbst überlegt. Das Thema „Nationalsozialismus“ beschäftigt sie schon das ganze Schuljahr. Im ersten Halbjahr lernten sie fächerübergreifend allgemeines über die deutsche Geschichte von 1933-1945. Im Januar folgte eine Projektwoche der neunten Klassen, wo sich die Jugendlichen nach eigenem Interesse mit Solinger Themen beschäftigen konnten. Den Abschluss des Schuljahres bildet nun das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus indem sie die Stolpersteine von Gräfrath bis zur Hasseldelle putzen. Die Klasse von Tim Lattmann hat noch einen weiteren Stein auf dem Plan: den des Schleifers Emil Heyer an der Hasselstr. 13, der ebenfalls von der Gestapo umgebracht wurde, weil er Flugblätter der KPD verteilt hatte.

Das Solinger Tageblatt berichtete: „Schüler gedenken mit Worten und Taten der NS-Opfer“