Stolpersteine erinnern an Adele und Dr. Emil Kronenberg

Dr. Emil Kronenberg. Quelle: Stadtarchiv Solingen

„Die Menschen, deren Familien unter der Naziherrschaft auseinander gerissen und zu Nummern degradiert wurden, werden an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz wieder zusammengeführt und bekommen ihre Namen zurück. Das ist der wesentliche Kern der Arbeit Gunter Demnigs, dass sie ihren Namen und ihre Würde zurückerhalten“, betonte Ulrich G. Müller anlässlich der Verlegung der Stolpersteine für Adele und Emil Kronenberg. Der Fraktionsvorsitzende der Solinger FDP wies in seiner Ansprache auf die Verdienste des Mediziners hin, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Ghetto Theresienstadt sofort in der neu gegründeten Partei der Freien Demokraten engagierte und sich für den Wiederaufbau einer freien und sozialen Gesellschaft in seiner Heimatstadt einsetzte. Besonders beeindruckte Müller, dass Kronenberg Rachegedanken immer von sich wies. „Ich halte es für verhängnisvoll, wenn Hass und Rachsucht eine maßgebliche Rolle spielen, weil man damit niemals zu einer Verständigung kommt“, äußerte Kronenberg in einem Entnazifizierungsverfahren.

An der Katternberger Str. 24 wurden Stolpersteine für Dr. Emil und Adele Kronenberg verlegt. Foto: Daniela Tobias

Zur Verlegung der Stolpersteine, die von der FDP-Fraktion gesponsert wurden, erschienen zahlreiche Vertreter der Parteien und Fraktionen des Solinger Stadtrats an der Katternberger Str. 24. Das noch gut erhaltene stattliche Gebäude hatte Kronenberg nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes in der Bethesda-Klinik unter Wert verkaufen müssen. Das Ehepaar war daraufhin gezwungen in eine kleinere Wohnung an der Neuenkamper Str. 70 zu ziehen. Adele Kronenberg, die selber nicht dem jüdischen Glauben angehörte, hatte ebenso unter den Repressalien gegen ihren Mann zu leiden. Dennoch trennte sie sich nicht von ihm. Am 22. Oktober 1943 starb sie auf dem Weg in einen Luftschutzkeller an einem Herzschlag. Man darf wohl davon ausgehen, dass die permanente Demütigung und nervliche Belastung ihren Anteil an ihrem frühen Tod hatte. Dr. Emil Kronenberg fing man am 17. September 1944 nach einem Besuch am Grab von Adele ab, um ihm mitzuteilen, dass er sich innerhalb von zwei Stunden bei der Gestapo einzufinden habe. Zusammen mit sechs weiteren Solingerinnen und Solingern wurde er zunächst nach Berlin verschleppt und im Oktober nach Theresienstadt deportiert. Im Gegensatz zu vielen der bereits 1942 dorthin deportierten, vornehmlich älteren Menschen aus Solingen überlebten alle sieben aus dieser Gruppe.

Die Verfolgung war keinesfalls spurlos an Dr. Emil Kronenberg vorbeigegangen. Herzprobleme machten ihm nach seiner Rückkehr zu schaffen. Sie hielten ihn jedoch nicht davon ab, sich in Partei und Verbänden einzubringen. Am 31. März 1954 verstarb Kronenberg.