August-Dicke-Schule putzt in der Innenstadt


Vor dem Hofgarten weht der Wind, leichter Regen lädt die Passanten nicht gerade zum Verweilen ein. Hans Joachim Schneider ist extra gekommen, um Fotos davon zu machen wie die Antirassismus-AG der August-Dicke-Schule die Stolpersteine von Betty, Erna, Regina und Antonia Krauss vor dem Eingang in das Shopping-Center putzt. Er möchte Antonia Krauss‘ Enkelin Zehava Schlam die Bilder nach Israel schicken. Schneider stellte seinerzeit den Kontakt zu den Nachfahren der Familie Kraus her. 2014 hielt Schlam bei der Verlegung der Stolpersteine eine Rede. Nach vier Jahren haben sie Patina angesetzt und sind verschmutzt. Die Gruppe hat Zahnpasta als Scheuermittel mitgebracht. „Wir haben gedacht, dass das besser für die Umwelt ist als Metallreiniger“, meint Lehrerin Kim Federiconi. Tatsächlich löst sich der Belag recht schnell und die vier Messingtafeln glänzen schon bald wieder wie neu. In der benachbarten Apotheke besorgen die Jugendlichen Wasser, um den Schaum wegzuspülen.

Weiter geht es zum ehemaligen Westwall, der heute als Adresse gar nicht mehr existiert, sondern der Hinterhof der Kölner Straße zwischen Klosterwall und Ohliger Tor ist. Hier liegt ein Stolperstein für Samuel Lewak. Der Musiker wurde 1941 aus dem jüdischen Krankenhaus in Köln nach Polen verschleppt und ermordet.

Am Kirchplatz neben dem Löwenjungen der Künstlerin Lies Ketterer liegen die Stolpersteine für Adolf, Gisela, Arnold und Frieda Freireich. Die aus Ungarn stammende Familie wurde nicht nur wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt sondern auch bereits ab 1933 wiederholt als KPD-Symphatisanten inhaftiert und misshandelt.

Neben den Steinen für Paula Weissfeldt, Adolf und Georg Cohn, die als Jüdinnen und Juden verfolgt wurden, putzt die Gruppe am Amtstor auch einen Stein für Artur Deichmann. Der Maurer wurde als KPD-Mitglied unter anderem im berüchtigten Konzentrationslager Börgermoor festgehalten. 1943 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung erneut zu Lagerhaft verurteilt, aber 1944 auf Befehl Görings erschossen. Sein Stein liegt neben dem Kleiderladen des Kindeschutzbunds. Eine Mitarbeiterin gesteht: „Ich arbeite jetzt seit sechs Monaten hier, aber der Stein ist mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen, obwohl ich sehr sensibel für das Thema bin und andere Stolpersteine kenne. Es ist gut, dass die Schüler sich darum kümmern.“