Fünf Schwämme und Zahnbürsten schrubben am Dienstag Morgen mit Metallreiniger über die kleine Messingplatte auf dem Bürgersteig an der Merkurstraße 34. Nicht weit von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule liegt hier ein Stolperstein für Wilhelm Steeg, der es 1944 wagte, sich kritisch gegenüber dem nationalsozialistischen Regime zu äußern. Der gläubige Katholik wurde dafür zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nachdem der braune Schaum des Reinigungsmittels weggespült und der Stein poliert ist, glänzt der Name von Wilhelm Steeg wieder gut lesbar in der Sonne. Die fünf Mitglieder der Weiße-Rose-AG sind zufrieden mit ihrem Werk.
Weiter geht es für die Schülerinnen und Schüler in die Ohligser Fußgängerzone. Hier an der Düsseldorfer Straße liegen vor allem Steine für jüdische Opfer, die vor 1933 angesehene Ohligser Geschäftsleute waren und Schuhe, Manufakturwaren oder Bekleidung anboten. Für Jenny und Georg Davids hatte die Weiße-Rose-AG 2004 die Patenschaft übernommen, als in Solingen erstmals Stolpersteine verlegt wurden. Ihr Herrenkonfektionsgeschäft wurde 1938 „arisiert“. Das Ehepaar wurde 1942 von Köln nach Ausschwitz deportiert und ermordet.
Die mitgebrachten Informationsbanner zu den Stolpersteinen ziehen neugierige Blicke von Passanten auf sich. Manche lesen nur, mit anderen kommen die Schülerinnen ins Gespräch. „Gut, dass Ihr Euch darum kümmert“, finden die meisten.
Nach einer kurzen Mittagspause geht es weiter in die Außenbezirke. Hier wurde zum Beispiel 2017 am Hermann-Löns-Weg ein Stein für das Euthanasie-Opfer Otto Winkels verlegt. Der Junge war nach einem Verkehrsunfall im Alter von zwei Jahren gehbehindert und litt an schweren Krampfanfällen. Trotzdem wurde seine Behinderung als erblich diagnostiziert. 1944 wurde der 22-jährige in der Anstalt Meseritz-Obrawalde in der Provinz Posen vermutlich durch eine Giftinjektion umgebracht.
Am Weiße-Rose-Tag, dem 22. Februar, den die Schule jedes Jahr in Gedenken an die Geschwister Scholl und ihre Mitstreiter begeht, werden die Schülerinnen und Schüler auf Stadtrundgängen durch Ohligs unterwegs sein, die sie auch zu den nun geputzten Stolpersteinen führen.
Radio RSG brachte am 25. Februar in „Himmel und Erde“ einen Beitrag über den Einsatz der Weiße-Rose-AG: