Geschichtskurs der Schwertstraße putzt Stolpersteine

Gerd Adolf Friedberger. Quelle: Stadtarchiv Solingen

Kurz vor den Sommerferien haben auch die Schüler des Gymnasiums Schwertstraße „ihre“ Stolpersteine poliert. Zwei Grundkurse Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 unter Leitung von Daniel Rahn waren dazu in der Innenstadt unterwegs. „Jetzt wissen wir, wie lange man braucht, wo die Steine sind und wie sie am besten gereinigt werden“, so der Pädagoge. Im nächsten Jahr ist geplant, dass die neunte Jahrgangsstufe im Rahmen ihres Geschichtsunterrichts mit dem Themenschwerpunkt Nationalsozialismus die Reinigung übernimmt.

Den ersten Stein fanden die Schüler direkt vor dem Haupteingang des Gymnasiums. 2005 wurde hier für Gerd Adolf Friedberger ein Stolperstein verlegt. Er besuchte das Gymnasium bis 1938, als alle jüdischen Kinder gezwungen wurden die allgemeinen Schulen zu verlassen. Die Schüler-AG Bunker/Synagoge hatte zuvor seinen Lebensweg recherchiert. Obwohl er sich auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete, deportierte man ihn 1941 zusammen mit seinen Eltern nach Lodz. Die Familie wurde Anfang Mai 1942 in Chelmno ermordet. „Geschichtskurs der Schwertstraße putzt Stolpersteine“ weiterlesen

Alexander-Coppel-Schule nutzt Projekttag zum Putzen

Stolperstein für Moritz Marx an der Florastraße. Foto: Daniela Tobias

An der Alexander-Coppel-Gesamtschule fand am 10. Juli 2018 ein Unesco-Projekttag statt, an dem sich 14 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Simone Sassin und Sandra Witting mit den Stolpersteinen in der Umgebung der Schule befassten. Zunächst erstellten sie Plakate mit den Lebensläufen derjenigen, die seinerzeit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Darunter waren nicht nur jüdische Mitmenschen wie das Ehepaar Giesenow, sondern auch Widerständler wie Albert Müller, Euthanasie-Opfer wie Ernst Müller und Kleinkriminelle wie Karl Braun, die als Asoziale diffamiert wurden. Auch Dr. Alexander Coppel, der Namensgeber der Schule, war unter den Biographien, die erarbeitet wurden.

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Technisches Berufskolleg putzt in der Innenstadt

Stolpersteine für Alfred und Johanna Sobotki an der Weyersberger Straße. Foto: Vincent Heinz

Am 5. Juli machten sich die Schüler der Unterstufen-Klasse der Informationstechnischen Assistenten des Technischen Berufskollegs unter Leitung von Jens Maßmann auf den Weg, um in der Umgebung ihrer Schule Stolpersteine zu putzen. Direkt an der Weyersberger Straße fanden sie die Steine von Hermann Hoffmann, einem jüdischen Rechtsanwalt, der 1942 nach Theresienstadt verschleppt wurde und kurz nach seiner Ankunft angeblich an Herzversagen starb, sowie des Ehepaars Alfred und Johanna Sobotki, die die Gastwirtschaft im Solinger Gewerkschaftshaus führten. Zusammen mit Tochter Alice, die ebenfalls in Solingen lebte, wurden sie 1941 in das Ghetto von Lodz deportiert. Alle drei kamen dort ums Leben während eine Tochter und eine Enkelin in Belgien überlebten und nach dem Krieg nach Köln zurückkehrten.

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Weiße-Rose-AG besucht KZ-Gedenkstätte Dachau

Elf jüdische Männer wurden am 17. November 1938 aus Solingen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo sie wochenlang, einige gar monatelang, festgehalten, gedemütigt und gepeinigt wurden. Sie sollten zur Auswanderung gezwungen werden, freilich nicht ohne ihr Hab und Gut zurückzulassen, damit die „deutschen Volksgenossen“ davon profitieren könnten.

Am Morgen des 20. Juni steigen 22 Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule in München aus dem Fernbus. Nach einer kurzen Katzenwäsche und Frühstück to-go am Hauptbahnhof geht es mit der U-Bahn raus zur JVA Stadelheim. Ein riesiges Areal aus alten und neuen Gebäuden, Wachtürmen, Stacheldraht, nur wenige vergitterte Fenster. Wir müssen durch eine Baustelle zur Anmeldung. Dann stehen wir plötzlich in einem kleinen grauen Innenhof, der an den Hinrichtungsort der Geschwister Scholl und Christoph Probst erinnern soll. Ein Betonblock trägt die Inschrift „Den Opfern der Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945.“ Ob das der genaue Hinrichtungsort…? Nein, sagt ein begleitender Wachbeamter, das sei nur ein Gedenkort, nicht original.

Die drei Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ waren die ersten, die am 22. Februar 1943 im Gefängnis Stadelheim umgebracht wurden. Sie hatten an der Uni München Flugblätter gegen das Hitler-Regime verteilt und wurden innerhalb weniger Tage wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. „Es lebe die Freiheit!“ soll Hans Scholl gerufen haben, bevor er enthauptet wurde. Still und in Gedanken versunken laufen die Jugendlichen anschließend über den Friedhof am Perlacher Forst, der direkt an das Gefängnis anschließt. Hohe alte Bäume rauschen im leichten Wind, die Sonne scheint. Ein friedliches Bild. Hier liegen die Gräber der Hingerichteten.


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Ein Anruf aus Israel

Steine von Eva Friesem und Paula Strauss am Schlagbaum. Foto: Birgit Karrenbauer-Mayerhofer

Am 16. Juni erreichte mich ein überraschender Anruf aus Israel: Jossi Friesem hatte gehört, dass die Schüler der Hauptschule Central die Stolpersteine seiner Großmutter Eva Friesem und seiner Tante Paula Strauss geputzt hatten. Er wollte sich bei den Jugendlichen bedanken. Albert Josef Friesem, so sein Geburtsname, war 1930 in Solingen geboren worden und musste im Alter von vier Jahren zusammen mit seiner Familie seine Heimatstadt verlassen, um über Tschechien nach Palästina zu emigrieren.

Eva Friesem blieb mit ihrer ältesten Tochter Paula in Solingen zurück. Die Familie betrieb ursprünglich einen Schrotthandel an der Kronprinzenstr. 7, in Höhe des heutigen Theaters, wo seit 2008 die beiden Stolpersteine liegen. Im Oktober 1941 wurde Paula nach Lodz deportiert und im Mai 1942 ermordet, während ihre Mutter im September 1942 in Theresienstadt verstarb.

Jossi Friesem besuchte nach Kriegsende mehrfach die Klingenstadt mit seiner Familie und knüpfte Bekanntschaften, wie mit Hans Joachim Schneider, der verschiedene Artikel über die Geschichte der Familie Friesem im Solinger Tageblatt veröffentlichte. „Heute bin ich zu alt für solche Reisen, aber ich freue mich immer über Besuch aus Deutschland“, erzählte der 87-jährige am Telefon.

Die Weltrettungs-AG der Hauptschule Central putzte die Steine von Eva Friesem und Paula Strauss am Schlagbaum. Foto: Birgit Karrenbauer-Mayerhofer

Weltrettungs-AG der Hauptschule Central putzt in Gräfrath

Der Stein von Heinrich Benz vor und nach dem Putzen. Foto: Daniela Tobias

Am 29. Mai und am 5. Juni 2018 machte sich die Weltrettungs-AG der Hauptschule Central auf den Weg, um in Gräfrath, am Schlagbaum und an der Hasseldelle Stolpersteine zu putzen. In der von Birgit Karrenbauer-Mayerhofer geleiteten Gruppe beschäftigen sich die Jugendlichen mit verschiedenen Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen. So nahmen sie bereits an der Nachhaltigkeits-Konferenz der Stadt Solingen teil, um sich zu informieren, was man auf lokaler Ebene gegen den Klimawandel tun kann oder setzten sich mit dem Thema Homophobie auseinander.

Das Putzen der Stolpersteine war Ehrensache. Selbst in der größten Hitze ließen sie nicht nach, bis die dunkel angelaufenen Messingplatten wieder glänzten und alle Namen zu lesen waren. An einigen Stellen halfen auch freundliche Nachbarn mit speziellen Putzmitteln weiter. So weit wie die einzelnen Steine auseinander lagen, so unterschiedlich waren auch die Lebensläufe der Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. „Weltrettungs-AG der Hauptschule Central putzt in Gräfrath“ weiterlesen